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Psychologische Fallstricke an der Börse erkennen und Vermeiden (Live-Talk mit Nikolas Kreuz)

Aktualisiert: 27. Juni

In einem aufschlussreichen Live-Talk aus der Vertigo-Bar in München beleuchteten René von "René will Rendite" und der Börsenpsychologe Nikolas Kreuz die psychologischen Fallstricke, die Anlegern an der Börse oft zum Verhängnis werden. Der Talk bot wertvolle Einblicke in die emotionale Komponente des Investierens und gab praktische Tipps zur Vermeidung typischer Fehler.





Emotionale Entscheidungen: Eine unterschätzte Gefahr


Nikolas Kreuz begann mit einem Zitat von Andre Kostolany: "Die Rolle der Psychologie im Börsengeschehen kann nicht überschätzt werden." Tatsächlich, so Kreuz, werden etwa 80% aller Anlageentscheidungen emotional getroffen. Dies liegt daran, dass unser limbisches System, das für Emotionen verantwortlich ist, evolutionär darauf ausgelegt ist, uns in Gefahrensituationen schnell reagieren zu lassen. Diese Reaktionen sind an der Börse oft kontraproduktiv.


Kreuz erläuterte, dass das limbische System dazu führt, dass Anleger in Stresssituationen, wie bei plötzlichen Kursverlusten, irrational handeln. Ein häufiger Fehler ist es, Gewinne zu früh zu realisieren, um ein schnelles Erfolgserlebnis zu haben, während Verluste ausgesessen werden, in der Hoffnung, dass sich der Kurs erholt. Dieses Verhalten kann langfristig zu suboptimalen Renditen führen.



Herdentrieb und Marktverhalten


Ein weiterer wichtiger Punkt war der Herdentrieb. Menschen neigen dazu, den Aktionen der Mehrheit zu folgen, was an der Börse zu prozyklischem Verhalten führt. Ein Beispiel dafür ist der Run auf Gamestop-Aktien, der durch soziale Medien ausgelöst wurde, oder das Hamstern von Klopapier während der COVID-19-Pandemie.


Kreuz betonte, dass dieses Verhalten evolutionär sinnvoll war – in Gefahrensituationen war es oft sicherer, der Gruppe zu folgen. An der Börse jedoch führt dieses Verhalten jedoch häufig zu schlechten Entscheidungen, da es zu Überreaktionen und Marktverzerrungen kommen kann.



Anlagestrategien und Diversifikation


Ein zentraler Rat von Kreuz war die Wichtigkeit der Diversifikation. Viele Anleger haben einen sogenannten Home Bias, investieren also überproportional in heimische Werte. Dies kann das Risiko erhöhen, da es die Abhängigkeit von der heimischen Wirtschaft verstärkt.

Kreuz empfahl eine breite Streuung des Portfolios über verschiedene Regionen und Asset-Klassen hinweg, um das Risiko zu mindern und die Rendite langfristig zu stabilisieren. Ein gut diversifiziertes Portfolio kann helfen, die Schwankungen einzelner Märkte auszugleichen und somit eine stabilere Wertentwicklung zu erreichen.



Fehlervermeidung: Geduld und Disziplin


Kreuz identifizierte mehrere häufige Fehler, die Anleger machen:


  • Fehlende Diversifikation: Ein Portfolio sollte breit gestreut sein, um Risiken zu minimieren.

  • Übermäßiger Handel: Häufiges Umschichten des Portfolios führt oft zu unnötigen Kosten und schlechteren Renditen.

  • Emotionale Entscheidungen: Anleger sollten versuchen, ihre Emotionen zu kontrollieren und diszipliniert zu bleiben.


Geduld und Disziplin sind laut Kreuz entscheidend für den Anlageerfolg. Langfristige Investitionen in ETFs und regelmäßiges Sparen durch Sparpläne sind effektive Strategien, um diese Disziplin zu wahren. Kreuz empfahl zudem, Sparpläne zum 15. des Monats statt zum 1. auszuführen, um zusätzliche Renditen durch den "Monatsultimo-Effekt" zu erzielen.



Technologie und Psychologie


Die Rolle der Technologie bei der Unterstützung von Anlageentscheidungen wurde ebenfalls angesprochen. Kreuz sieht Potenzial in der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), um psychologische Fehler zu minimieren. Allerdings sind diese Technologien derzeit noch nicht perfekt und bieten keine umfassende Lösung.



Marktpsychologie heute


Kreuz analysierte die aktuelle Marktsituation und wies auf hohe Bewertungen und niedrige Volatilität hin. Der VIX (Volatilitätsindex) wird als Indikator für mögliche Marktkorrekturen genannt. Niedrige Volatilität deutet laut Kreuz darauf hin, dass eine größere Korrektur derzeit unwahrscheinlich ist.



Praktische Tipps und abschließende Gedanken


Zusammenfassend gab Kreuz praktische Tipps, wie Anleger psychologische Fallstricke vermeiden können:


  • Diversifikation: Streuen Sie Ihre Anlagen über verschiedene Regionen und Asset-Klassen.

  • Kostenkontrolle: Vermeiden Sie unnötige Gebühren und achten Sie auf kosteneffiziente Anlageprodukte.

  • Regelmäßiges Sparen: Nutzen Sie Sparpläne, um regelmäßig und diszipliniert zu investieren.



Kritische Einschätzung


Der Live-Talk bot eine fundierte Analyse der psychologischen Aspekte des Investierens und zeigte, wie emotionale Entscheidungen und Herdentrieb die Anlagerenditen beeinträchtigen können. Nikolas Kreuz präsentierte seine Punkte klar und nachvollziehbar, wobei er auch praktische Ratschläge zur Fehlervermeidung gab.


Allerdings könnte man kritisieren, dass die Empfehlungen teilweise sehr allgemein gehalten sind und spezifische Ratschläge für individuelle Anlagesituationen fehlen. Zudem bleibt die Frage offen, wie Anleger in der Praxis ihre emotionalen Reaktionen dauerhaft kontrollieren können – insbesondere in extrem volatilen Marktphasen.


Insgesamt war der Talk jedoch eine wertvolle Quelle für Anleger, die ihre eigenen psychologischen Fallstricke besser verstehen und vermeiden möchten. Die Betonung auf Geduld, Disziplin und Diversifikation sind zeitlose Prinzipien, die jedem Anleger helfen können, langfristig erfolgreicher zu investieren.




Screenshot (Copyright: René will Rendite)
Screenshot (Copyright: René will Rendite)

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